Muskelschwund und Mangelernährung verkürzen das Leben bei operablem Magenkarzinom

Ärzte im UCT Frankfurt finden neuen Ansatzpunkt für gezielte Ernährung bei Magenkrebspatienten unter multimodaler Therapie

Ein Team forschender Ärztinnen und Ärzte am Universitätsklinikum Frankfurt in Kooperation mit dem Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF) des Krankenhauses Nordwest konnte in einer kürzlich veröffentlichten Studie zeigen, dass ein Abbau von Muskelmasse und -funktion das Überleben von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Magenkrebs unter multimodaler Therapie deutlich verkürzt. Die Ergebnisse der Studie deuten jedoch darauf hin, dass eine frühzeitige gezielte Ernährung diesem Risikofaktor entgegenwirken und ein längeres Überleben der Betroffenen ermöglichen könnte.

Mehr als 15.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Magenkrebs. Die Betroffenen leiden häufig an Appetitmangel oder Verengungen im Verdauungstrakt, die eine Nahrungsaufnahme erschweren. Gemäß Leitlinie werden diese Patienten mit einer sogenannten multimodalen Therapie zunächst ungefähr zwei Monate lang mit einer Chemotherapie behandelt. Dann wird der Magentumor operativ entfernt und anschließend erhalten die Patienten erneut eine Chemotherapie über circa zwei Monate. Durch die Behandlung leiden die Betroffenen jedoch oft zusätzlich an chemotherapiebedingter Übelkeit und Erbrechen sowie Schleimhautveränderungen oder Geschmacksstörungen, was in Summe zu einer Mangelernährung führen kann. Eine Mangelernährung wiederum ist eine der Ursachen für Sarkopenie, einem Verlust von Muskelmasse und -funktion im Verdauungstrakt. Im klinischen Alltag zeigt sich, dass Patienten mit Sarkopenie den Anteil der Chemotherapie, der nach der Operation folgt, oft schlechter vertragen als die Therapie vor der Operation. „Der Einfluss der Sarkopenie bei multimodaler Therapie wurde bisher aber noch nicht untersucht. Unser Anliegen war es außerdem, herauszufinden, bei welchen Patienten eventuell eine Ernährungstherapie angezeigt ist“, so Dr. Christine Koch, Oberärztin im Viszeralonkologischen Zentrum des Universitätsklinikums und Erstautorin der Studie.

Muskelschwäche ist Risikofaktor für Gelingen der Therapie
In der Studie des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt wurden an seinen beiden Standorten, dem Universitätsklinikum Frankfurt und dem Krankenhaus Nordwest, die Daten von allen Patienten mit lokal fortgeschrittenem Magenkarzinom zwischen 2012 und März 2017 zum Zeitpunkt vor der Operation rückblickend ausgewertet. Hier zeigte sich, dass das mittlere Gesamtüberleben der Betroffenen mit Sarkopenie rund ein Jahr kürzer war als das der Personen ohne Sarkopenie. Außerdem war die Sarkopenie neben dem Tumorstadium der einzige Faktor, der signifikant das Überleben beeinflusste. Weder Alter noch Geschlecht, BMI vor Beginn der Behandlung oder Lage des Tumors hatten einen Einfluss auf die Überlebensdauer. Patienten mit Sarkopenie zeigten außerdem deutlich häufiger postoperative Komplikationen und beendeten die Chemotherapie häufiger vorzeitig als Patienten ohne Sarkopenie. 

Maßgeschneiderte Ernährungstherapie könnte Überleben verbessern
„Nach den Ergebnissen der vorliegenden Studie ist ein guter Ernährungszustand bereits vor Beginn der ersten Behandlungsphase ein wichtiger Faktor für die bessere Verträglichkeit der Therapie, die Verringerung von Komplikationen bei der Operation von Magentumoren und letztlich für ein längeres Überleben der Erkrankten“, sagt PD Dr. Irina Blumenstein, Ernährungsmedizinerin und Mitinitiatorin der Studie. „Am Universitätsklinikum Frankfurt und am Krankenhaus Nordwest sind deshalb weiterführende Studien zum Einfluss der Ernährungstherapie auf Lebensqualität und Therapie-Compliance in Vorbereitung“, so Prof. Salah-Eddin Al-Batran, Ärztlicher Direktor des IKF am Krankenhaus Nordwest.

Publikation: 
Koch C. et al. (2019) Sarcopenia as a prognostic factor for survival in patients with locally advanced gastroesophageal adenocarcinoma. PLoS ONE 14(10): e0223613. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0223613

Über das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen (UCT)
Das UCT ist eine gemeinsame Institution des Universitätsklinikums Frankfurt und des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität sowie des Krankenhauses Nordwest. Es vernetzt die verschiedenen Fachdisziplinen in der onkologischen Diagnostik, Behandlung, Forschung und Ausbildung miteinander. Das UCT arbeitet auf Grundlage evidenzbasierter Leitlinien, fördert die Grundlagenforschung sowie die anwendungsbezogene Forschung, um Innovationen rasch in klinischen Studien zu evaluieren. Das UCT kooperiert eng mit umliegenden Krankenhäusern und Praxen im Großraum Frankfurt / Rhein-Main, um die bestmögliche heimatnahe Versorgung onkologischer Patienten zu gewährleisten. Die Deutsche Krebshilfe hat das UCT als eines von 13 deutschen Zentren als Onkologisches Spitzenzentrum ausgezeichnet. Damit ist das UCT das einzige Onkologische Spitzenzentrum in Hessen. Weitere Informationen über das UCT finden Sie unter www.uct-frankfurt.de.

Über das Universitätsklinikum Frankfurt
Das Universitätsklinikum Frankfurt, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 32 medizinischen Kliniken/Instituten. Der enge Bezug zur Wissenschaft – Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 20 Forschungsinstitute – sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. Rund 1.500 stationäre und tagesklinische Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 51.000 stationäre und 227.000 ambulante Patientinnen und Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. Über 4.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollkraftzahlen) kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.

Über das Krankenhaus Nordwest
Das Krankenhaus Nordwest in Frankfurt am Main ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung im Rhein-Main-Gebiet mit 582 Betten, die sich auf 13 Kliniken und sechs Institute verteilen. Als Standort klinischer Forschung ist das Krankenhaus Nordwest Teil des von der Deutschen Krebshilfe ausgezeichneten Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt. Von überregionaler Bedeutung ist außerdem das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Onkologische Zentrum, in dem alle Organzentren kooperieren. Jährlich werden im Krankenhaus Nordwest rund 22.000 stationäre und 37.000 ambulante Patientinnen und Patienten behandelt. Besondere Kompetenz bietet das Krankenhaus bei der Behandlung neurologischer Erkrankungen. Die Klinik für Neurologie ist eine der größten neurologischen Kliniken Deutschlands. Sie verfügt über eine Stroke Unit und eine neurologische Intensivstation. Darüber hinaus spiegelt sich die fachliche Kompetenz des Krankenhauses Nordwest in verschiedenen weiteren Zentren wider. Dazu gehören das Endometriosezentrum, Gefäßzentrum, das Multiple-Sklerose Zentrum und die Brustschmerzeinheit (CPU).

Für weitere Informationen:

Dr. Christine Koch
Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie und Hepatologie, Pneumologie und Allergologie, Endokrinologie und Diabetologie sowie Ernährungsmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt
Telefon: (069) 6301-6682
E-Mail: christine.koch@kgu.de

Christoph Lunkenheimer
Pressesprecher
Stabsstelle Kommunikation
Universitätsklinikum Frankfurt
Telefon: (069) 6301-86442
E-Mail: christoph.lunkenheimer@kgu.de
Web: www.kgu.de

Brigitte Ziegelmayer
Leitung Unternehmenskommunikation
Krankenhaus Nordwest
Telefon: (0 69) 7601 - 3204
E-Mail: ziegelmayer.brigitte@sthhg.de
Web: www.khnw.de

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