Die Transarterielle Chemoembolisation (TACE) ist bei inoperablen Lebermetastasen eine vielversprechende Alternative zu anderen palliativen Therapieformen. Das minimal-invasive radiologische Verfahren kombiniert chemotherapeutische Medikamente und Embolisation. Bei der Embolisation werden Tumorgefäße gezielt verschlossen. Eine Studie des Universitätsklinikum Frankfurt, durchgeführt vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und unterstützt vom Institut für Biostatistik und mathematische Modellierung, hat zwei Varianten der Transarteriellen Chemoembolisation bei kolorektalen Lebermetastasen eingesetzt und miteinander verglichen: Bei der einen Methode kommt die ölige Flüssigkeit Lipiodol zum Einsatz. Sie verschließt durch feine Tröpfchen die Blutgefäße des Tumors. Bei dem zweiten Verfahren sorgen abbaubare Stärkepartikel für die Verlangsamung des Blutflusses und den kurzzeitigen Verschluss. Die Studie kann einen deutlichen Vorsprung der TACE mit degradierbaren Stärkemikrosphären (DSM-TACE) gegenüber der konventionellen TACE (cTACE) nachweisen. „Es handelt sich um eine palliative Behandlung. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Patientinnen und Patienten zusätzliche Lebenszeit und -qualität gewinnen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Die Ergebnisse wurden vor kurzem im Fachjournal „European Radiology“ veröffentlicht.
Einfalltor Blutversorgung
Bei der TACE-Behandlung machen sich Ärztinnen und Ärzte die speziellen Eigenschaften der Blutversorgung der Leber zunutze. Lebertumore werden zu einem Großteil über die Leberarterie mit Blut versorgt. Genau hier wird ein Katheter platziert, durch den ein Chemotherapeutikum und das Embolisationsmittel injiziert werden. Durch die gezielte Verabreichung kann eine hohe Konzentration der Medikamente im Tumor erreicht werden. Zusätzlich wird durch die gefäßverschließenden Stoffe die Blutzirkulation im Tumor temporär unterbrochen – die chemotherapeutischen Mittel können also länger an der verabreichten Stelle wirken. Mit Hilfe von Röntgenkontrastmittel lassen sich die Anwendung und die Wirkung der TACE sichtbar machen.
Weniger Belastung für die Erkrankten
Der Vergleich der Behandlungserfolge lässt den Schluss zu, dass die DSM-TACE für die Patienten mehr Vorteile bietet. Weil die Stärkepartikel rasch abgebaut werden, ist die Embolisationszeit nur kurz (90 bis 120 Minuten im Gegensatz zu vier bis zwölf Wochen bei cTACE), und der Körper produziert weniger Signalmoleküle. Der Gefäßverschluss bleibt nur so lange bestehen, dass die Tumorzellen geschädigt werden, und dass noch keine Botenstoffe ausgesendet werden, die eine neue Gefäßentstehung ermöglichen. So kann das Postembolisationssyndrom gemindert werden, bei dem der Körper auf die Freisetzung von Botenstoffen des absterbenden Gewebes unter anderem mit Übelkeit und Schmerzen reagiert. Außerdem lässt sich die Therapie ambulant durchführen. „Die Studie hat gezeigt, dass das Tumorwachstum nach drei Behandlungen bei 78 Prozent der DSM-TACE-Probanden gestoppt bzw. das durchschnittliche Tumorvolumen reduziert werden konnte“, erklärt Prof. Vogl. In der Patientengruppe, die mit konventioneller TACE behandelt wurde, waren es 38 Prozent. Die Patienten der DSM-TACE-Gruppe lebten durchschnittlich drei Monate länger als die Patienten der cTACE-Gruppe.
Hintergrund: Darmkrebs-Lebermetastasen und die Behandlungsmöglichkeiten
Darmkrebs ist eine der am häufigsten diagnostizierten Krebsarten weltweit. 60 Prozent der Patienten entwickeln im Lauf der Erkrankung Metastasen in anderen Organen. Am häufigsten betroffen ist die Leber. Bei Diagnosestellung sind allerdings bei Dreiviertel der Patienten die Lebermetastasen operativ nicht zu entfernen. Wenn auch eine systemische Chemotherapie bei Patienten nicht anspricht, eignet sich die Transarterielle Chemoembolisation als Behandlungsmöglichkeit. Für Patienten ist das TACE-Verfahren schonender als eine konventionelle Chemotherapie, weil gezielt nur das kranke Gewebe behandelt wird und das umgebende Lebergewebe unberührt bleibt. Weniger Nebenwirkungen, kürzere Klinikaufenthalte und höhere Überlebensraten sprechen für die TACE und im Besonderen für die DSM-TACE. Das Universitätsklinikum Frankfurt hat mit Prof. Vogl einen Experten in seinen Reihen, der die lokoregionäre Therapie seit Jahren erfolgreich praktiziert und spezifisch weiterentwickelt. In weiteren Studien soll ihre Wirksamkeit auch bei anderen Tumoren geprüft werden.
Publikation:
Transarterial chemoembolization of colorectal cancer liver metastasis: improved tumor response by DSM-TACE versus conventional TACE, a prospective, randomized, single-center trial; Thomas J. Vogl, Christian Marko, Marcel C. Langenbach, Nagy N. N. Naguib, Natalie Filmann, Renate Hammerstingl, Tatjana Gruber-Rouh; European Radiology, 22.09.2020; doi:10.1007/s00330-020-07253-2
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