Die Schlüssellochchirurgie gehört zu den inzwischen etablierten Techniken der modernen Chirurgie. Die mit kleinen Hautschnitten durchgeführten Operationen sind für den Patienten schonender und hinterlassen kosmetisch optimale Resultate. Modernste Technologie wie 3D-HD-Videoübertragung und spezielle Instrumente, die eine größere Bewegungsfreiheit als das menschliche Handgelenk erlauben, ermöglichen das neue Operationsverfahren. Zudem besitzen die Operateure große Erfahrung bei der Anwendung minimalinvasiver Techniken. Im vergangenen Jahr wurden bereits über 30 endoskopische Lungenlappenentfernungen durchgeführt, allerdings ohne Operationssystem.
„Im Vergleich zu den herkömmlichen endoskopischen Operationen bietet das DaVinci-System dem Patienten den Vorteil, noch schonender und sicherer das Ziel einer kompletten Tumorfreiheit zu erreichen“, so Prof. Dr. Peter Kleine, Operateur des ersten Eingriffs und Leiter des Schwerpunkts Thoraxchirurgie der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie. „Die beweglichen Instrumente in Verbindung mit neuester 3D-Technologie werden in Zukunft endoskopische Eingriffe ermöglichen, die bisher nur über große Schnitte durchgeführt werden konnten.“ Zudem erlaueben moderne Klammernahtgeräte das sichere Durchtrennen von Blutgefässen und Bronchien. Das Operationsteam kann zusätzlich auf die Erfahrungen der Klinik für Urologie unter Leitung von Prof. Dr. Axel Haferkamp zurückgreifen. Die beiden Fachkliniken greifen im Rahmen einer engen Kooperation gemeinsam auf das Operationssystem zurück.
Die erste operierte Patientin erholte sich, im Vergleich zu einer konventionellen Operation, schneller und schmerzfreier von dem Eingriff und konnte schon am Tag nach der Operation aufstehen und sich frei auf der Station bewegen. Aufgrund der Schmerzfreiheit und der geringen körperlichen Beeinträchtigung bei den normalen Belastungen des Alltags wurde die Patientin bereits nach drei Tagen aus der stationären Behandlung entlassen.
Den Erfolg des Eingriffs belegen neben der subjektiven Beschwerdefreiheit der Patientin auch die objektiven Untersuchungen wie Röntgenbild und feingewebliche Untersuchung des Operationspräparates. Trotz der Entfernung des halben Lungenflügels weisen die Röntgenbilder praktisch keinen Unterschied zwischen den Aufnahmen vor und nach der Operation auf. Die Aufarbeitung des Lungenlappens sowie der ebenfalls entnommen Lymphknoten zeigen eine vollständige Entfernung der Geschwulst.
Die Schlüssellochoperation kann jedoch nicht allen Lungenkrebspatienten angeboten werden. Bei großen Tumoren und einer ausgedehnten Ausbreitung des Tumors muss der Brustraum weiterhin großflächig geöffnet werden. „Die Entscheidung über das beste Verfahren erfolgt im Team, auch in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen der Anästhesie und der Lungenheilkunde“, hebt Prof. Kleine die notwendige Zusammenarbeit hervor und ergänzt: „Geplant ist, das neue Operationsverfahren einmal wöchentlich durchzuführen, mit wachsender Erfahrung erwarten wir eine weitere Zunahme.“ Die Planung der optimalen Operationstechnik für den jeweiligen Patienten konnte durch die Weiterentwicklung der Röntgenverfahren, wie beispielsweise durch die Positronen-Emissions-Tomografie (PET), verbessert werden. Die Eingriffe werden dadurch sicherer für den Patienten. Bedeutend für die Planung und Fortschritte ist auch die enge Zusammenarbeit der Thoraxchirurgie mit dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie unter der Leitung von Direktor Prof. Dr. Thomas Vogl und dem Leitenden Oberarzt Prof. Dr. Volkmar Jacobi.
Das Lungenzentrum kann sich bei der interdisziplinären Vorbereitung der Eingriffe auf die Kooperation im Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) verlassen, das seit vergangenem Jahr durch die Deutsche Krebshilfe gefördert wird. „Die Behandlung von Lungenkrebs gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben der Zukunft, da eine Zunahme der Erkrankungen leider wahrscheinlich ist“, betont Prof. Dr. Hubert Serve, Wissenschaftlicher Direktor des UCT. Prof Dr. Thomas O.F. Wagner, Leiter des Schwerpunkts Pneumologie und Allergologie am Klinikum der J.W. Goethe-Universität führt an: „Je weniger invasiv die Behandlung ist, desto eher kann das auf Heilung zielende Operationsverfahren auch älteren Patienten sowie Betroffenen mit schweren Begleiterkrankungen angeboten werden.“