Im Fokus: gezielte Therapien gegen Lebertumore

Am 4. April 2019 fand in Frankfurt ein interdisziplinäres Symposium zur Präzisionsbehandlung von Lebertumoren statt. Hochkarätige Experten tauschten sich aus über eine besondere Form der Strahlentherapie, aber auch andere spezialisierte Verfahren gegen Lebertumore sowie deren Kombinationsmöglichkeiten.

Leberzellkrebs ist weltweit die sechsthäufigste Krebserkrankung mit rund 800.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Ursachen sind unter anderem Ernährungsfaktoren wie der Konsum von Alkohol oder Giftstoffen, aber auch virale Erkrankungen, insbesondere Hepatitis B und C. Diese Krankheiten können Leberzirrhose, also eine chronische Entzündung der Leber, auslösen, auf deren Grundlage wiederum Leberzellkrebs entstehen kann. 

Der präzisen Behandlung dieser tückischen Krebsart haben das Leberzentrum des Universitätsklinikums Frankfurt, das Saphir Radiochirurgie Zentrum und der Arbeitskreis für Physik und Technik in der Stereotaxie der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) am 4. April 2019 ein hochkarätig besetztes interdisziplinäres Expertensymposium gewidmet. Das Symposium fand in Zusammenhang mit den DGMP-Arbeitskreissitzungen zur Stereotaxie und klinischen Dosimetrie am 5. April statt.

Für jeden Patienten die beste Therapie
Leberzellkrebs wird im Frühstadium generell chirurgisch behandelt. Dabei wird entweder der Tumor entfernt oder der Patient erhält eine Lebertransplantation. Wenn das nicht möglich ist, können die Tumorherde durch eine Ablation mit Radiofrequenz (RFA) oder Mikrowelle (MWA) minimalinvasiv behandelt werden. Das Tumorgewebe wird bei diesen Methoden mittels Wärme gezielt zerstört.
Manche Patienten kommen allerdings wegen einer sehr begrenzten Erkrankung der Leber weder für eine Operation noch für eine Ablation in Frage. Ihnen werden entweder ganz gezielt lokal oder systemisch Chemotherapeutika oder spezielle Krebsmedikamente verabreicht. Mit der sogenannten transarteriellen Chemoembolisation (TACE) beispielsweise kann sehr fokussiert mittels hoch dosierten Chemotherapeutika auf den Tumor eingewirkt werden. Mit gezielten Krebsmedikamenten wiederum können auch verstreute Krebszellen in der Leber effektiv behandelt werden.

Strahlentherapie in nur zwei Wochen
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit einer begrenzten Anzahl von Läsionen ist die sogenannte stereotaktische Strahlentherapie, ein Verfahren der Hochpräzisionsbestrahlung oder auch Radiochirurgie, das bereits seit mehr als 65 Jahren angewandt wird. Zunächst wurden so nur Hirntumore und funktionelle Störungen im Kopf behandelt. Seit Ende der 90er Jahre wird die Radiochirurgie jedoch auch außerhalb des Kopfes, beispielsweise in Lunge, Leber oder Prostata, angewendet.
Für die stereotaktische Strahlentherapie wird die Strahlendosis in bis zu fünf Sitzungen über ein bis zwei Wochen – statt wie bei vielen anderen Erkrankungen üblich in 25 bis 30 Sitzungen über fünf bis sechs Wochen – hochpräzise auf das Tumorgebiet gerichtet. Klinische Studien bei Patienten mit Lebertumoren zeigten bereits vielversprechende Ergebnisse bei der stereotaktischen Strahlentherapie, auch in Kombination mit anderen Verfahren wie der TACE. Gleichzeitig erfordert die präzise Strahlentherapie bewegter Organe komplexe Strategien und Qualitätssicherungen, da bei der Ausrichtung der Bestrahlung unter anderem Atembewegungen ausgeglichen werden müssen. Wie das gelingen kann, war ein zentrales Thema des Frankfurter Symposiums.

Hochkarätig besetztes Symposium in Frankfurt
Für die Veranstaltung waren über 30 führende nationale und internationale Experten nach Frankfurt eingeladen. Die primäre wissenschaftliche Leitung lag bei den Direktoren der Medizinischen Klinik 1 und der Klinik für Strahlentherapie und Onkologie des Universitätsklinikums, Prof. Stefan Zeuzem und Prof. Claus Rödel.
Das Doppelsymposium wurde zudem von einer umfangreichen Industrieausstellung mit über 25 Ausstellern begleitet und war mit über 230 Teilnehmern sehr gut besucht. Der Erfolg der Veranstaltung war unter anderem dem rapiden Fortschritt in der Behandlung von Lebertumoren geschuldet, welcher auch durch das interdisziplinäre Leberzentrum des Frankfurter Universitätsklinikums vorangebracht wurde und wird.

Frankfurter Studien prüfen Therapieoptionen
Viele der beschriebenen Therapieoptionen für Lebertumore werden derzeit in klinischen Studien am Leberzentrum des Universitätsklinikums Frankfurt umfangreich geprüft. Die derzeit laufenden und geplanten klinischen Studien umfassen unter anderem die Untersuchung einer Kombinationstherapie aus TACE und dem Krebsmedikament Sorafenib bei mehreren Lebertumorherden (INTERSORTACE) und den Vergleich zwischen TACE und stereotaktischer Strahlentherapie bei einzelnen Lebertumorherden (TRENDY) sowie Studien zur Immuntherapie und zu vielversprechenden Kombinationstherapien aus Immuntherapeutika und Tyrosinkinaseinhibitoren.

Über das Universitätsklinikum Frankfurt
Das Universitätsklinikum Frankfurt, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 32 medizinischen Kliniken/Instituten. Der enge Bezug zur Wissenschaft – Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 20 Forschungsinstitute – sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. Rund 1.500 stationäre und tagesklinische Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 51.000 stationäre und 227.000 ambulante Patientinnen und Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. Neben der Herzchirurgie besteht beim Versorgungsauftrag nach dem Hessischen Krankenhausgesetz auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, der Dermatologie und der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Alleinstellungsmerkmal für die Region Frankfurt-Offenbach. Über 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollkraftzahlen) kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.

Über das Saphir Radiochirurgie Zentrum
Das Saphir Radiochirurgie Zentrum mit Standorten in Frankfurt am Main und Güstrow zählt zu den führenden Radiochirurgie Einrichtungen Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten durch intensive Kooperation mit fünf führenden Universitätskliniken (Frankfurt, Rostock, Kiel, Lübeck, Greifswald) eine bestmögliche und wissenschaftlich evaluierte Hochdosis-Strahlentherapie (Radio-chirurgie) mit neuster Technologie (CyberKnife). Das CyberKnife ist dabei ein klinisch etabliertes, hochpräzises, bildgestütztes, robotergeführtes Bestrahlungssystem für die radiochirurgische Behandlung von intrakraniellen und extrakraniellen gutartigen und bösartigen Tumoren und funktionellen Störungen. Die Radiochirurgie ist eine generell nicht invasive externe und sichere hochenergetische Röntgenbestrahlung von klar definierten Zielstrukturen, die als ambulante Behandlung in einer oder einigen wenigen Sitzungen durchgeführt wird. Unsere Neurochirurgen und Strahlen-therapeuten sind seit Jahrzenten führend in der Radiochirurgie in Deutschland tätig und zusammen mit unseren Partnern entwickeln wir das CyberKnife seit seinen Anfängen im Jahr 1987. Unsere Erfahrungen mit der Robotertechnik und der Behandlungsplanung sind dadurch weltweit einmalig. Weitere Informationen über das Saphir Radiochirurgie Zentrum finden Sie unter www.saphir-radiochirurgie.com.

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Schleusenweg 2-16
60528 Frankfurt am Main
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