Im Lungenzentrum des Klinikums der J.W. Goethe-Universität wurde ein neues Operationsverfahren erstmals angewendet: die Entfernung eines ganzen Lungenlappens bei Lungenkrebs durch eine Schlüssellochoperation. Dieses Verfahren erfordert, neben dem Einsatz modernster Technologie wie HD-Videoübertragung und neuer Klammernahtapparate zur Durchtrennung der Blutgefäße und Bronchien, eine große chirurgische Erfahrung der Operateure. Die Durchführung von Operationen mit kleinen Hautschnitten, auch genannt Schlüssellochchirurgie, gehört zu den inzwischen fest etablierten Techniken der modernen Chirurgie. Auch bei Lungenoperationen kommen diese endoskopischen Verfahren seit Jahren zur Anwendung, meist zur Entnahme von Gewebeproben oder bei anderen kleineren Eingriffen an Lunge oder Brustwand. Nun aber ist es dem Operationsteam des Lungenzentrums gelungen, diese Technik auch für einen sehr aufwendigen Eingriff, der Entfernung eines Lungenlappens, zu nutzen.
„Mit der Einbindung des in der minimal-invasiven Operationstechnik erfahrenen Chirurgen Dr. Mauricio Soriano in unser Team ist es uns gelungen, die endoskopische Lungenlappenentfernung in unserem Zentrum zu etablieren“, erklärt Prof. Dr. Peter Kleine, Leiter der Thoraxchirurgie des Lungenzentrums. Die bisher operierten Patienten erholten sich schneller und schmerzfreier von dem Eingriff, was die Vorteile der Operationstechnik klar bestätigt. Eine Entlassung aus der stationären Behandlung war bereits nach einigen Tagen möglich, insbesondere aufgrund der Schmerzfreiheit und der geringen körperlichen Beeinträchtigung bei normalen Alltagsbelastungen.
Die Entfernung eines Lungenlappens ist das Standardverfahren bei operablem Lungenkrebs. Es wird verbunden mit einer Entfernung der Lymphknoten im Brustraum. Auch diese ist ohne Einschränkung durch die minimal-invasive Operation durchführbar. Die Planung der für den individuellen Patienten optimalen Operationstechnik ist durch die Weiterentwicklung der Röntgenverfahren, zum Beispiel der PET-Computertomografie, immer sicherer geworden. Hier ist die enge Zusammenarbeit der Thoraxchirurgie mit insbesondere Prof. Dr. Thomas Vogl und Prof. Dr. Volkmar Jacobi vom Universitären Zentrum für Radiologie für die Planung von entscheidender Bedeutung. Nicht allen Lungenkrebs-Patienten kann die Schlüssellochoperation angeboten werden, insbesondere große Tumoren und eine ausgedehnte Ausbreitung des Tumors erfordern nach wie vor eine Öffnung des Brustraums. „Die Entscheidung über das beste Verfahren erfolgt im Team, auch in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen der Anästhesie und der Lungenheilkunde“, hebt Prof. Dr. Kleine die notwendige Teamarbeit hervor. „Derzeit führen wir die Operation bereits einmal wöchentlich durch, mit steigender Erfahrung erwarten wir eine weitere Zunahme.“
Die neue videogesteuerte Operationstechnik erfordert genaue Planung und Vorbereitung. Das Lungenzentrum kann sich hier auf die Kooperation im Universitären Centrum für Tumorerkrankungen UCT verlassen, das seit dem letzten Jahr durch die Deutsche Krebshilfe gefördert wird. „Die Behandlung von Lungenkrebs gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben der Zukunft, da eine Zunahme der Erkrankungen leider wahrscheinlich ist“, betonen Prof. T.O.F. Wagner und Prof. Dr. Hubert Serve vom UCT. Das minimal-invasive und auf Heilung zielende Operationsverfahren ist auch für ältere Patienten sowie Betroffene mit schweren Begleiterkrankungen geeignet.
Mit der Etablierung der endsokopischen Lungenlappen-Entfernung wurde ein weiterer Schritt in Richtung schonender Krebstherapie am Universitätsklinikum vollzogen. Das Operationsverfahren wird an allen Standorten des Lungenzentrums angeboten, im Klinikum der J.W. Goethe-Universität, im St. Elisabethen-Krankenhaus Frankfurt und im Ketteler-Krankenhaus Offenbach.