Körpereigene Immunzellen wirksam gegen Prostatakrebs

Fallbericht des Krankenhaus Nordwest im „Journal of Immunotherapy of Cancer“ erschienen

Körpereigene tumor-infiltrierende Lymphozyten (TIL), die aus dem Tumor entnommen und in speziellen Zellreaktoren vermehrt wurden, konnten nach Rücktransfer in den Patienten das Wachstum einer bereits weit fortgeschrittenen Prostatakrebserkrankung stoppen. Nach drei TIL Infusionen und der Zugabe eines sogenannten Checkpoint Inhibitors kam es zu einer vollständigen Rückbildung aller Tumorabsiedlungen; der Krebs ist seit mehr als 3,5 Jahren nicht mehr nachweisbar. Über diesen erstaunlichen Behandlungserfolg berichtet die Klinik für Onkologie und Hämatologie unter der Leitung von Chefärztin Prof. Elke Jäger in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Journal of Immunotherapy of Cancer“.

Fallbericht: Bei dem heute über 70-jährigen Patienten wurde im Dezember 2004 Prostatakrebs diagnostiziert, es hatten sich bereits Metastasen entwickelt. Im Mai 2018 kam es trotz Operation, Bestrahlung und verschiedenen antihormonellen Behandlungen zu einem deutlichen Fortschreiten und Übergreifen der Erkrankung auf Weichteile und Lymphknoten. Da der Patient eine Chemotherapie ablehnte, wurde ihm eine experimentelle Behandlung mit sogenannten tumor-infiltrierenden Lymphozyten (TIL) angeboten. 

Innerhalb einer Zeitspanne von sechs Monaten erhielt der Patient insgesamt drei TIL Infusionen. Die dritte TIL Infusion wurde zusammen mit einem sogenannten Checkpoint-Inhibitor verabreicht, einem Antikörper, der die Wirksamkeit der körpereigenen Lymphozyten möglicherweise intensivieren und verlängern konnte. Die behandlungsbedingten Nebenwirkungen waren gering und hatten keine negative Auswirkung auf die Lebensqualität des Patienten. Der Tumormarker PSA zeigte nach den ersten beiden TIL Infusionen einen Rückgang, stieg nach einiger Zeit aber wieder an. Eine komplette und dauerhafte Normalisierung des PSA-Wertes auf 0,01 µg/L entwickelte sich nach der dritten TIL Infusion. Gleichzeitig haben sich sämtliche Tumormanifestationen vollständig und bisher anhaltend zurückgebildet. Der Patient ist heute, fast 4 Jahre nach der dritten TIL Behandlung, weiterhin tumorfrei. 

„Unsere Fallbehandlung ist ein toller Erfolg und bestätigt die Möglichkeiten der zielgenauen immun-onkologischen Therapie. Die gezeigten Ergebnisse sprechen weiterhin dafür, dass tumor-infiltrierende Lymphozyten nach Vermehrung und Rücktransfer eine intensivierte und verlängerte Wirkung haben können, wenn zeitgleich Checkpoint-Inhibitoren verabreicht werden“, so Prof. Elke Jäger, Chefärztin der Klinik für Onkologie und Hämatologie. 

„Die therapeutisch wirksamen Immunzellen waren hauptsächlich gegen das Tumorzellmerkmal NY-ESO-1 gerichtet, das bei Prostatakrebszellen und auch anderen Krebsarten häufig nachgewiesen wird“, so Julia Karbach, Leiterin des tumor-immunologischen Forschungslabors.

„Im tumor-immunologischen Forschungslabor am Krankenhaus Nordwest werden bereits seit mehr als 25 Jahren immunologische Therapieansätze zur Behandlung von Krebs geprüft. Die therapeutische Relevanz dieser Forschungsarbeit wird durch die jüngste Fallbeobachtung ein weiteres Mal belegt“, betont Manuel Zelle, Geschäftsführer des Krankenhauses Nordwest. „Ich gratuliere Frau Prof. Jäger und ihrem Team ganz herzlich zu diesem wichtigen Erfolg, der einen weiteren Mosaikstein in der Entwicklung wirksamer Krebstherapeutika darstellt.“

Den vollständigen Fallbericht finden Sie hier: Tumor-infiltrating lymphocytes mediate complete and durable remission in a patient with NY-ESO-1 expressing prostate cancer


Weitere Informationen:
Krankenhaus Nordwest
Klinik für Onkologie und Hämatologie
Prof. Dr. med. Elke Jäger
Tel.: (069) 7601 – 3340
E-Mail: jaeger.elke@khnw.de

Pressekontakt:
Angelika Leuthäuser
leuthaeuser.angelika@hosc.de

Das Krankenhaus Nordwest
Das Krankenhaus Nordwest in Frankfurt am Main ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung im Rhein-Main-Gebiet mit 503 Betten, die sich auf 13 Kliniken und sechs Institute verteilen. Als Standort klinischer Forschung ist das Krankenhaus Nordwest Teil des von der Deutschen Krebshilfe ausgezeichneten Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt-Marburg. Von überregionaler Bedeutung ist außerdem das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Onkologische Zentrum, in dem alle Organzentren kooperieren. Die Klinik für Neurologie ist eine der größten neurologischen Kliniken Deutschlands. Sie verfügt über eine überregional tätige Stroke Unit und eine neurologische Intensivstation. Darüber hinaus spiegelt sich die fachliche Kompetenz des Krankenhauses Nordwest in verschiedenen weiteren Zentren wider. Dazu gehören das interdisziplinäre Gefäßzentrum mit seinem hochmodernen Hybrid-Operationssaal, das Endometriosezentrum, das Multiple-Sklerose-Zentrum und die Brustschmerzeinheit (CPU). www.krankenhaus-nordwest.de

Pressekontakt

Felicitas Cremer
UCT Frankfurt
Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Frank­furt
Theo­dor-Stern-Kai 7
60590 Frank­furt
Tel. 069 6301 87335
Fax 069 6301 6101